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Wer will nicht sofort nach dem Winter direkt wieder an den großen Teich? Aber wann starten wir eigentlich die erste Futteraktion am großen Wasser? Wo soll man anfangen? Was ist der richtige Köder und wie viel setze ich davon ein? Der folgende Beitrag soll einen Einblick geben, wie man mit der richtigen Taktik, früh im Jahr an unsere Zielfische kommt. Wenn die ersten wärmeren Tage des Jahres vorbei sind und das Eis auf den Gewässern zu tauen beginnt, startet die Zeit, die wir uns zusammen mit den noch sehr kalten Wassertemperaturen zu nutze machen müssen. Eine Futterkampagne vielleicht schon im Februar starten? Und dann noch an einem sehr großen Gewässer. Klingt ehrlich gesagt nach einem Himmelfahrtskommando. Ist es aber nicht!

Große Gewässer erwachen schneller – als vermutet!

Platzwahl & das richtige Futter
Eine vorherige Gewässerkenntnis ist natürlich immer von Vorteil, ist aber nicht zwingend notwendig. Ich suche nach den großen (den größten) Flachbereichen die an tiefe Bereiche angrenzen. Flachwasserzonen die tiefes Schilf aufweisen, Binsen, Seerosenfelder oder alte Krautfelder mit festen Boden und Sediment. Hier wird sich die erste Nahrung entwickeln, dass
sind die Bereiche, um unser Vorhaben zu starten. Der wichtigste Fakt ist aber: flaches Wasser zwischen 50cm und 2m. Ich suche mir die Bereiche so aus, dass ich sie möglichst vom Ufer erreichen kann. Wir wollen den Platz später kontrollieren und befüttern können, ohne großen Aufwand von Boot und Unterwasserkamera. Diese Art des Futterplatzaufbaus ist keine Hexerei. Proteine gepaart mit leicht verdaulichen Mehlen, solide Komponenten die die Fische leicht verstoffwechseln können sollen hier den Hauptteildes Futters ausmachen. Die erste Nahrung, welche die Fische aufnehmen, soll nicht schwer verdaulich sein, es soll die Fische immer wieder an den Platz bringen. Der Stinky Boilie gepaart mit dem Yellow funktioniert hier super. Ich verzichte bewusst auf Partikel jeglicher Art und nutze nur Boilies. Partikel und Weichfutter lenken zu viel Aufmerksamkeit auf den Platz und wir wollen ja an die Karpfen ran kommen. Unser Futter soll wie ein gedeckter Tisch auf die Fische warten.

Die Platzwahl war genau richtig

Das erste Mal
Ist die Eisdecke auf dem gewählten Gewässer verschwunden starte ich sofort. Ich beginne mit einem Futtereintrag von ca. 300 – 500g Boilies die ich im Flachbereich mit dem Wurfrohr großflächig verteile. Einige Köder landen direkt im Schilf, einige Köder landen an den angrenzenden tiefen Kanten. Zum Teil kommt es einem wie ein Hauch von Nichts vor, was da insvWasser kommt, es ist aber mehr als genug. Wichtig ist hierbei, an einem markanten Platz im Schilf mehrere Köder konzentriert auf einem Fleck zu legen. Hüfttiefes Wasser sowie ein Platz mit einigem Sediment ist dafür perfekt. Dieser Spot dient nun Woche für Woche als Kontrollplatz. Warten und fleißig sein. Warum, bringe ich so früh Köder ein wenn ich weiß, dass es unter Umständen bei Schlechtwetterperioden noch mehrere Wochen am Platz liegt? Was passiert mit den eingebrachten Ködern wenn sie so lange im Wasser liegen? Darf man das? Ja man darf das! Wie in den vorherigen Zeilen beschrieben machen wir uns hier das noch extrem kalte Wasser zu nutze. Die Köder bleiben über lange Zeit stabil am Grund liegen ohne sich komplett aufzulösen
oder gar zu verderben. Eine wöchentliche Kontrolle des Platzes, verbunden mit einem Spaziergang mit Familie und Hunden in der ersten Frühlingssonne lässt sich sehr gut planen. Mit einigen Ködern und der Wathose bewaffnet, geht es dann jeden Sonntag auf Tour. Erste Anlaufstelle ist natürlich der Bereich, an dem wir konzentriert Köder an der markanten Stelle verteilt haben. Liegen die Köder noch, können wir trotzdem nach Gefühl erneut einige Köder mit dem Wurfrohr verteilen. Wasservögel und Weißfische klauen dann doch über 7 Tage den ein oder anderen Happen. Lege ich Futter nach, versuche ich den Platz weiter zu vergrößern. Einzelne Köder hier und da, so weit wie man es mit dem Wurfrohr schafft sind genau richtig.

Tag X
Es ist schon sehr spannend, jeden Sonntag am Platz anzukommen, in der Hoffnung das die Köder verschwunden sind. Es ist aber auch ernüchternd wenn man die vierte Woche in folge kontrolliert und es liegt noch alles, da heißt es durchhalten. Man beobachtet das Wetter, die Tage werden länger, die Wassertemperatur steigt etwas und dann kommt der Tag an dem man wie jeden Sonntag ins Wasser steigt, mittlerweile ohne jegliche Gefühle, es ist fast Routine geworden und plötzlich, egal wie genau man in das flache Wasser schaut, es ist kein einziger Krümel mehr zu finden. Der Kontrollplatz weißt kein Sediment mehr auf, keine Kugel
ist mehr da – „Sie waren hier!!“ Ab diesem Moment sind wir 90% des schweren Weges gegangen. Wir haben jetzt genau den Tag X mitbekommen an dem die Karpfen in die flachen Bereiche ziehen, meist kommt dieser Tag viel früher als wir es ohne diese Futteraktion jemals geahnt hätten.

Auf so einem Platz sind 3 kg Boilies nicht viel

Hausaufgaben erledigen
Jetzt wird einiges Futter nach gelegt. Ich erhöhe sofort die Menge auf bis zu 3kg auf der großen Fläche. 3kg Boilies erscheinen auf so einem Platz auch nicht viel mehr, als die vorher eingebrachten 500g sind aber auch auf keinen Fall zu viel, haben wir es doch nicht nur mit einem Fisch, sondern häufig mit einem großen Teil des Seebestandes zu tun. 2-3 Hände gehen natürlich wieder direkt auf den Kontrollplatz. Die Fische sollen jetzt wissen, dass die einzelnen Köder welche sie gefunden haben, keine Eintagsfliege waren. Ich bleibe im Wochenrhythmus und beobachte ob die Köder weiter gefressen werden. In der Regel findet man nach der ersten Initialzündung im 7 Tage Rhythmus keine Kugel mehr. Bei einem extremen Wettereinbruch mit starken Minusgraden und
kalten Ostwinden kann es passieren, dass die Fische die Flachbereiche doch wieder meiden, im besten Fall haben wir zu diesem Zeitpunkt aber schon einige Kirschen auf der haben Seite. Kommt die Sonne wieder zum Vorschein und das Wetter stabilisiert sich, sind die Fische meist sofort wieder da.

Dieses Vorgehen funktioniert seit vielen Jahren

Die Session
Habe ich ein Zeitfenster für den ersten Ansitz, erhöhe ich den Futterzyklus auf 2 mal pro Woche, 2 Wochen vor dem Angeln. Komme ich dann zum ersten Mal mit gepackten Koffern am Platz an und es sind wieder alle Köder weg, kommt nur noch die Kür. Einfache solide Komponenten denen man vertraut. Stabile Hakenköder mit kleinen Farbtupfern, Wafter oder einzelne Pop Ups, alles wird jetzt erfolgreich sein. Die Fische haben absolutes Vertrauen und nicht selten liegt schon nach kurzer Zeit der erste Fisch im Kescher.


Als Beifutter ist jetzt weniger mehr. Einige behandelte und halbierte Boilies direkt um den Hakenköder sind völlig ausreichend. Mit dem Rohr füttere ich beim Angeln nicht mehr. Die Fische sollen nur nach meinen Fallen suchen und sich schnell Haken. Die akribische Vorbereitung und der Aufbau des Futterplatzes machen sich jetzt bezahlt und wir kommen häufig sehr schnell an unser Ziel. Während die anderen noch an den kleinen flachen Gewässern Ihre Pop Ups auswerfen, habe ich schon zum Teil wahre Fangorgien erlebt, teils mit sehr guten Fischen. Selbst Wind, Luftdruck, Wassertemperatur und die vielen weiteren Voraussetzungen die normalerweise nötig sind um einen Fisch zu fangen sind jetzt außer Kraft gesetzt. Die weite Streuung des Futters auf unserem Spot lässt ihn nicht verbrennen wenn man einige Fische hakt. Die Kontinuität über einen langen Zeitraum, hat den Fischen extremes Vertrauen gegeben. Wer jetzt im sinnvollen Rhythmus zwischen angeln und Füttern weiter macht, kann fast über das gesamte weitere Jahr, bis in den Herbst mit kontinuierlichen Fängen rechnen.

Kontinuierlichen Fänge, sind das Resultat der guten Vorbereitung
Ein guter Plan, die richtigen Köder und Fleiß, probiert es aus, Ihr werdet belohnt.

Grüße,
Alex