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Ein einzelner Pieper reißt mich aus dem Schlaf. Aus dem Brolly heraus, fällt mein Blick sofort auf die Rutenspitzen. Es ist noch früh. Die Sonne hat soeben begonnen, die Dunkelheit der Nacht zu vertreiben. Dichter Nebel versperrt mir die Sicht auf die andere Uferseite. Ein zweiter Pieper. Ein Dritter. Langsam öffne ich den Reißverschluss meines Schlafsacks, während meine linke Rute sich in Zeitlupe Richtung Wasseroberfläche verneigt. Der vierte Pieper geht in einen Dauerton über. Ich schlüpfe in die Watstiefel, kämpfe mich in der Falte durch den Nebel Richtung Fisch und kann einige Augenblicke später einen hübschen Brandenburger Spiegler über meinen Kescher manövrieren. Im vergangenen Winter hatte ich mir das so sicherlich nicht vorgestellt. Die Planungen für den Juni-Trip mit meinem Kumpel Erik liefen auf Hochtouren. Das Ziel: Lac de Saint-Cassien. Bereits 2018 bereisten wir gemeinsam den „heiligen See“, verbrachten einige Tage dort und waren so schwer begeistert, dass es ein möglichst baldiges Wiedersehen geben sollte. Die unangenehme Virus-Pandemie machte uns aber leider einen Strich durch die Rechnung. Die Grenzen waren dicht und sogar das Angeln in Frankreich zeitweise komplett verboten. Es musste also eine Alternative her und wir entschieden uns recht kurzfristig nach Brandenburg zu reisen und dort die Gewässer zwischen Berlin und polnischer Grenze zu erkunden.

Traumhafte Gewässer empfingen uns

Bereits am Anreisetag stand fest – eine goldrichtige Entscheidung. Traumhafte Gewässer empfingen uns bei wunderschönem Sommer-Wetter. Wir hatten uns mittelgroße Naturseen ausgesucht und waren absolut begeistert von den Landschaften, die uns geboten wurden. Breite Schilfgürtel, oft mit großen vorgelagerten Seerosenfeldern zogen sich über Hunderte Meter am Ufer entlang. Im klaren Wasser konnten wir Barsche beobachten, die Jagd nach kleinen Weißfischen machten. Wir fühlten uns sofort pudelwohl und freuten uns auf ein großes Abenteuer. Das große Abenteuer sollten wir bekommen. Wir verbrachten insgesamt elf Nächte an zwei verschiedenen Gewässern auf vier verschiedenen Angelplätzen. Nachts zogen Wildschwein-Rotten hinter unseren Schirmen vorbei, wir beobachteten Greifvögel bei der Jagd und bekamen Besuch von Rehen. Wir genossen die Zeit in vollen Zügen und konnten einige tolle Karpfen fangen.

Es dauerte nicht lange…bis der Swinger am Blank klebte

Abenteuer statt Gewichte

Mit im Gepäck: „Brown-Astacus“ und „Chocolate-Orange“ Boilies in verschiedenen Größen. Eine meiner beiden Ruten bestückte ich immer wieder mit einem Schneemann aus einem 20mm Brown-Astacus Boilie mit einem 15mm White & N-Butyric Pop Up. Im Futtereimer mischte ich beide Sorten in jeweils 15 und 20mm Größe. Durch den Einsatz von Liquid und Powder bildete sich eine Ummantelung, die nach dem Trocknen zu einer richtig attraktiven Kruste wird. Mehrmals täglich, befütterte ich das Schneemann-Rig mit kleinen Mengen ummantelter Boilies und sorgte so dafür, dass durchgehend höchste Attraktivität am Futterplatz herrschte. An der anderen Rute sollte eine andere Strategie zum Erfolg führen. Dort setzte ich ausschließlich eine Partikel-Mischung als Futter ein, die durch Chocolate-Orange Liquid und Stinky Fish Groundbait verfeinert wurde. Als Hakenköder kam ein 20mm „Yellow“ Pop-Up am Multi-Rig zum Einsatz.

Die Yellow Popis brachten schnell Bisse

Fazit: Beide Ruten brachten regelmäßig Fisch. Wobei das Multi-Rig sicherlich einige Bisse mehr produziert hat. Die größeren Fische hingegen fing ich auf den Schneemann.

Die besseren Fische nahmen Schneemänner
Egal wie groß die Fische waren…das Abenteuer zählte

Am letzten Morgen bauten wir früh unsere Camps ab und steuerten die Boote bei mystischer Nebel-Stimmung Richtung Auto. Ein zufriedenes Lächeln im Gesicht. Gerade in Puncto „Abenteuer“ sind wir voll auf unsere Kosten gekommen.

Es war eine coole Tour

Der eigentliche „Ersatz“-Trip wurde zu einer richtig coolen Tour, an die wir uns noch lange erinnern werden…

Jan Lintermanns