Die Phase um die Laichzeit ist oft eine heikle Zeit, um unseren Zielfischen nachzustellen. Jetzt ist guter Rat teuer, denn unsere Futterplätze funktionieren oft nicht, die typischen Zugruten der Fische werden nicht frequentiert, das Gewässer wirkt zeitweise wie ausgestorben. Wie wir dennoch den ein oder anderen Fisch ans Band bekommen und dass es mit ein bisschen Glück, richtig dick kommen kann, möchte ich euch hier näherbringen. Der wichtigste Faktor ist und bleibt der Platz! Aber gerade jetzt ist dieser wichtiger denn je. Mitunter versammelt sich der gesamte Bestand in einem Seebereich. Einen Platz außerhalb dieser Laichzone zu wählen, würde unser Unterfangen scheitern lassen. Ab einer Wassertemperatur um die 16-18° Celsius bereiten sich die Karpfen auf das Laichgeschäft vor und sammeln sich in den Regionen des Gewässers, wo später ihr gemeinsames Spektakel startet. In unseren Gefilden erreichen wir diesen Wert meist Ende Mai, Anfang Juni. Ich mache mich also ab einem Wert von 16°C Wassertemperatur auf den Weg zu meinem Zielgewässer. Ich wähle zu dieser Zeit bewusst dünn besetzte Gewässer aus, die dafür aber mitunter sehr große Fische beherbergen. Da sie sich versammeln, ist es einfacher, sie zu lokalisieren, sodass ich nicht die Nadel im Heuhaufen suchen muss – so wie es im restlichen Jahr der Fall wäre.
Viel Zeit am Wasser zu verbringen, kann in dieser Phase wegweisend sein. Die Zeit des eigentlichen Ansitzes kann dafür kürzer ausfallen. Hat man die Fische gefunden, reagieren sie oft sehr schnell auf unsere Köder. Mit dem Boot und Polbrille fahre ich gezielt die Flachbereiche des Gewässers ab. Auch mehrere Runden zu Fuß um den See können sehr aufschlussreich sein. Ohren und Augen offen haltend, inspiziere ich dann jede Ecke des Gewässers. Sich wild bewegende Schilfhalme, springende Fische oder Unruhe in krautigen Abschnitten verraten die Karpfen jetzt, sind sie doch in dieser Zeit deutlich unvorsichtiger als den Rest des Jahres.
Habe ich Fische gefunden beginne ich sofort damit, diese direkt zu beangeln. Die Fische stehen jetzt zwar kurz vor dem Laichgeschäft, stellen die Nahrungsaufnahme aber nicht gänzlich ein. Ein langwieriger Futterplatzaufbau oder eine Vorbereitung des Platzes sind jetzt nicht notwendig. Wenige attraktive, hochwertige Köder oder sogar Single-Hook-Baits bringen den Erfolg. Bei der Ködergröße schalte ich einen Gang herunter. Kleine Schneemänner, 16mm PopUps oder kleine Wafter direkt in Krautlücken oder im Schilf präsentiert, sind jetzt unser Weg zum Ziel. Eine Rute im angrenzenden tieferen Wasser bringt manchmal sogar die ganz große Überraschung.
Beginnt das Laichgeschäft dann endgültig, gebe ich den Fischen die nötige Ruhe und befische die Bereiche nicht mehr gezielt. Ab diesem Zeitpunkt starte ich zeitnah dann die nächste Futteraktion. Denn wenn die Fische mit dem Laichen durch sind werden sie sich wieder im gesamten Gewässer verteilen und sind sehr hungrig.
Wer aufmerksam und fleißig ist, wird sicher mit dem perfekten Moment belohnt!