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Schon einige Male hatte ich vom Mythos „Babyeffekt“ gehört. Dabei sollte es sich angeblich um eine anhaltende Glückssträhne handeln, die kürzlich gewordene, angelnde Väter begleiten soll. Handelt es sich dabei um Aberglauben oder daher erzählten, zusammenhangslosen Quatsch? Tatsächlich hatten viele Jungs aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis erstaunliche Fänge verzeichnet, kurz nachdem sie mit ihren Partnerinnen Eltern geworden waren. Aber besteht da wirklich ein Zusammenhang? Gibt es diesen „Babyeffekt“? Mitte September durften meine Frau und ich endlich, nach langer Vorfreude, unsere kleine Tochter auf der Welt begrüßen. Den Vätern unter euch brauche ich dieses Gefühl nicht zu erklären, was es heißts sein Neugeborenes erstmals in den Armen zu halten – für den Rest: Es ist einfach völlig überwältigend und mit Sicherheit das Krasseste, was man im Leben so fühlen wird. Nachdem wir uns nach ein paar Wochen zuhause eingelebt und meine Mädels sich von der Geburt erholt hatten, machte sich mein verrücktes Anglergehirn langsam wieder Gedanken, wie und in welchem Umfang der Hunger nach Angeln gestillt werden konnte. Eins stand schon länger fest – meine Angelei muss sich komplett ändern und an die neuen Lebensverhältnisse angepasst werden.

So beschloss ich, mich vorerst auf „schnelle Nächte“, wenn möglich einmal pro Woche, zu konzentrieren. In der Dämmerung aufbauen und im Morgengrauen wieder einpacken, um zuhause meinen Jobs als Vater gerecht zu werden und natürlich trotzdem viel Zeit mit unserem Baby verbringen zu können. Für Vorbereitungen in Form von Futterplätzen war leider auch keine Zeit, sodass die Nächte immer „instant“ und nach Bauchgefühl ablaufen sollten. Ein paar Kilos Prototypen der neuen „Surf and Turf“ Boilies befanden sich noch in meinem Keller, welche bei den ersten beiden Ansitzen zum Einsatz kommen sollten.
Was soll ich sagen? Beide mal packte ich im Morgengrauen mein Tackle zusammen und rollte das nasse Keschernetz ein – ich hatte auf Anhieb schöne Fische gefangen und war völlig zufrieden.

Eine Woche später lockte es mich wieder an den Baggersee – diesmal allerdings mit „Yellows“ im Gepäck. Im Vergleich zu den beiden Versuchen davor, wollte ich die Hakenköder noch selektiver anbieten und durch Doppel-24er „Yellows“ am Haar den Beifängen und Satzkarpfen aus dem Weg gehen. Sicherlich eine recht grobe Präsentation – in dieser Situation für mich aber völlig in Ordnung.
Genau wie zuvor hatte ich die Boilies ca. 24 Stunden lang in Seewasser eingeweicht. Dadurch versprach ich mir, dass die Karpfen vielleicht ein bisschen sorgloser fressen würden. Durch den doch recht hohen Angeldruck könnte sich im Laufe der Jahre Misstrauen gegenüber frischen Boilies entwickelt haben.

Als ich meine drei Rigs zufriedenstellend an den erfolgsversprechenden Stellen platziert hatte, legte ich mich an diesem Abend schon früh auf der Liege ab und machte es mir gemütlich. Als mir gerade die Augen zu fielen, durfte ich meinen Allerwertesten aber schon wieder erheben und wurde zum ersten Drill des Abends eingeladen. Ein Fisch hatte sich das Doppel-24er Paket am Hang eines Plateaus in ca. 90m Entfernung geschnappt. Nach recht unspektakulärem Drill staunte ich nicht schlecht, als ein unfassbarer massiver Spiegelkarpfen im Schein der Kopflampe auftauchte, sich auf die Seite legte und beim ersten Versuch in meinen Kescher glitt. Erst im Nachhinein wurde mir bewusst, dass mir beim Blick in den Kescher eigentlich sofort klar war, dass der Fisch, der da gerade vor mir lag, definitiv der größte Karpfen meines Lebens ist.
Einige Momente später bestätigte die Waage meine Vermutung, als der Zeiger sich auf knapp 28 kg einpendelte. Ich schoss sofort ein paar Bilder in der Finsternis der Nacht und ließ den Riesen in sein Element zurück. Völlig ungläubig durchblätterte ich anschließend die Bilder auf der Kamera.

Was für ein Gigant!

Ich könnte mein Glück kaum fassen – und jetzt beantwortet ihr mir die Frage nach dem „Babyeffekt“ !!