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Ein verregneter Tag im Spätsommer, konstant niedriger Luftdruck und ´ne leichte Brise aus Südwest. Ich musste einfach raus und es für ein paar Stunden probieren, die Bedingungen sahen zu gut aus. Klar war das Ziel: der überschaubare, ca. 8 Hektar große Vereinssee, einen knappen Kilometer von meinem Haus entfernt. Ich belud also schnell meinen Trolly mit dem nötigsten Tackle und ab gings zum See. Bei meiner Ankunft musste ich mit bedauern feststellen, dass zwei andere Camps am Ufer des Sees aufgebaut waren und mein favorisierter Bereich komplett zugeangelt wurde – scheiße. Also ließ ich meinen Trolly stehen und ging an die erstbeste Stelle, um mir einen Überblick vom Geschehen zu machen. 10 Minuten lang passierte erstmal gar nichts, doch dann – platsch ein Fisch rollte sich kurz hinter einer Krautkante. Geil – dachte ich mir, ich kenne die Stelle gut und doch war sie vom Ufer aus recht schwer zu befischen. Hochstehendes Kraut und Seerosen auf der einen, eine große Buschreihe auf der anderen Seite. Bei dieser sehr schmalen Stelle kann das natürlich für Komplikationen im Drill sorgen. Trotzdem musste ich dort starten, weil dieser eine Fisch tatsächlich der einzige war, den ich in knappen den dreißig Minuten Beobachten sehen konnte. Auf dem Weg zur Stelle hörte ich einen weiteren Fisch in diesem Bereich springen und ich schob meinen Trolly zunehmend schneller über den holprigen Weg um den See.

Kleiner, gelber ,,Yellow Leuchtturm“ überm Kraut – geht immer

Als ich mittlerweile joggend an der Stelle ankam, wurden schnell zwei Yellow Pop Ups an Chod -und Multirigs montiert. Das Chod Rig flog direkt ins große Krautfeld und das Multi Rig kurz hinter die Krautkante. Die Ruten waren fix auf der Ablage platziert und jetzt war erstmal Zeit etwas Ordnung ins Chaos zu bringen, das durch meine Hektik produziert wurde. Nach der kleinen Aufräumaktion setzte ich mich in meinen Stuhl und beobachtete weiter die Wasseroberfläche, doch es waren keine weiteren Fische zu sehen. Schnell wurde ich allerdings aus den Gedanken gerissen, da die rechte Rute über dem Krautfeld mit einem Volllauf abrannte. Der kleinere Schuppi war kurz vor dem Kescher, als plötzlich auch die zweite Rute meldete – puuh damit hatte ich jetzt nicht gerechnet. Also schnell den Schuppi eingenetzt und die seit ca. 30 Sekunden dauerkreischende andere Rute aufgenommen. Der Fisch war weit raus auf den See geschwommen und ich konnte ihn ohne viel Gegenwehr wieder zurück ans Ufer pumpen, bis er direkt über dem Kraut nochmal abtauchte. Kurze Zeit später war aber auch dieser Spiegler im Netz und ich musste mich erstmal sammeln, auf den Schock klarkommen. Bevor ich die Fische allerdings ablichtete, wurden die Ruten wieder scharf gemacht und zwei frische Pop Ups an geschärften Choddys fanden ihren Weg zurück in die Fluten. Nachdem alles neu sortiert war, schraubte ich meinen Selbstauslöser-Bankstick in den Boden und holte die beiden Kollegen über den kleinen Hang hoch zum Weg. Ich hatte gerade das letzte Foto geschossen, da rannte erneut die Rute hinter der Krautkante ab. Ich hatte die Fische offenbar gefunden und musste mich ordentlich beeilen, die beiden Kleinen wieder zurück ins Wasser zu bringen.

Leichtes Setup für kurze Tagessessions

Nach einem kurzen, aber harten Drill lag der nächste Fisch in den Maschen meines Keschers und diesmal entschied ich mich etwas Futter einzubringen, bevor die Rute wieder ins Rennen kam. Also schnell ein paar Hände Yellow und Brown Astacus in 15mm großflächig verteilt und erstmal den Fisch fotografiert. Auch das war schnell erledigt und die Rute flog erneut perfekt auf den brettharten Boden, der sich hinter dem Kraut bis tief ins Gewässer erstreckt. Viel Zeit zum Verschnaufen blieb wieder nicht und ein paar einzelne dumpfe Pieper des Delkims entwickelten sich zum typischen Phänomen beim Slag Line Angeln – Dauerglüher. Dieser Fisch war kaum zu stoppen und riss einige Meter Schnur von der Rolle, bis er schnurstracks auf das Seerosenfeld zu meiner Linken zusteuerte. Mir blieb nichts anderes übrig, als ihn mit stetigem Druck durch die engstehenden Stängel zu zerren und zu hoffen, dass er nicht schlitzt. Am Ende ging auch tatsächlich alles gut und ich blickte auf einen kugelrunden, mir bis dato definitiv unbekannten Spiegler.

Gar kein schlechter Fisch für dieses Gewässer

Es lief einfach wie am Schnürchen

Nochmal warf ich neu auf den Spot und nachdem der Stow in die schlaffe Schnur geclipt wurde, blieb mir erstmals wieder etwas Zeit. Ich schaute nach gefühlten 30min wieder mal auf mein Handy und musste etwas verdutzt feststellen, dass mir ja nur noch eine knappe Stunde blieb. Die Zeit war wie im Flug vergangen, doch immerhin waren auch schon vier schöne Fische auf meiner Habenseite. Um einen möglichen letzten Biss nicht länger herauszuzögern, verzichtete ich auf weiteres Beifutter, vielleicht war ja noch einer im Areal. Ich hing also schonmal meine Matte zum Trocknen auf, da sie mittlerweile wirklich komplett durchnässt war. Kurz darauf meldete sich doch erneut mein Bissanzeiger und das Prozedere nahm wieder seinen Lauf. Ein nervenaufreibender Drill, viele Fluchten und einiges an eingesammeltem Kraut verrieten einen etwas besseren Fisch. Ein langer Spiegler und der größte von insgesamt 5 Fischen lag geschlagen im Netz. Jetzt noch schnell ein paar letzte Fotos schießen bevor der Mittzwanziger wieder in sein Element zurückdurfte. Kurze Zeit später war auch alles wieder auf dem Trolly verstaut und ich machte mich, nach Fisch stinkend und mit einem breiten Grinsen im Gesicht, auf den Heimweg.

Uriger Fisch

Grüße,

Simon Friedrich